Wenn wir das Wort Plastik hören, denken wir unweigerlich an zugemüllte Meere und an endlose Plastikberge, die längst zum weltweiten Problem geworden sind. Aber Mikroplastik in der Zahnpasta? Viele sind sich nicht bewusst, dass wir auch bei der täglichen Zahnpflege ein Plastikproblem haben, das sowohl gesundheitlich als auch für unsere Umwelt bedenklich ist.
Auch wenn sich viele Kosmetikherstellende inzwischen selbst verpflichten, ohne Mikroplastik auszukommen, ist es nach wie vor nicht gänzlich vom (Zahnpflege-)Markt verschwunden. Gänzlich verschwunden ist das Problem aber leider aufgrund fehlender Gesetze noch nicht.
Wir wollen daher Deinen Blick schärfen und Dir zeigen, wie Du eine Zahnpasta oder Zahnpflegeprodukte ohne Mikroplastik erkennen kannst.
Was genau ist Mikroplastik eigentlich?
Unter Mikroplastik versteht man winzige Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind. Die Teilchen, die man auch Polymere nennt, können so gut wie überall stecken.
Es gibt sie sowohl in fester als auch in flüssiger Form. Sie kommen in der Kosmetik vor, als Granulat in Kunstrasen oder als Schleifmittel in der Industrie.
Mikroplastikteilchen entstehen allerdings auch durch den Zerfallsprozess von größeren Plastikstücken, beispielsweise, wenn diese im Meer treiben und dort von Wellen und Wind allmählich zerfressen werden.
Bis zu 12 Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr im Meer und werden dort nach und nach zu Mikroplastik. Auch unsere Seen und Flüsse haben ein zunehmend größeres Problem damit.
Warum befindet sich Mikroplastik in der Zahnpasta?
Warum aber befindet sich Mikroplastik ausgerechnet in einer Zahnpasta?
Bis vor einigen Jahren wurden Zahncremes bewusst Mikroplastik-Partikelchen (Microbeads) zugesetzt. Sie sollten als Putzkörperchen dienen und den Belag von den Zähnen putzen.
Das ist seit 2014 – eigentlich – verboten. Das Problem ist jedoch, dass viele Hersteller lediglich den Inhaltsstoff Polyethylen (PE) als Mikroplastik anerkennen, nicht aber weitere Stoffe wie
- Acrylates Copolymer,
- Acrylate Crosspolymer
- oder Nylon-12.
Der Grund dafür: Es handelt sich bei diesen Inhaltsstoffen um wasserlöslichen, flüssigen oder gelartigen Kunststoff. Das Umweltbundesamt bezeichnet jedoch nur feste Plastikpartikel als Mikroplastik – ein Schlupfloch, auf das sich viele Hersteller berufen.
So produzieren sie ihre Zahncremes also offiziell “frei von Mikroplastik”.
Umweltschutzorganisationen sehen das jedoch anders und stufen auch die hier genannten Stoffe als Mikroplastik und bedenklich ein.
Wenn man so möchte, wird also eine Art Greenwashing auf Kosten des Kunden und der Umwelt betrieben.
In anderen Zahnpflegeprodukten wie
- Whitening-Cremes,
- Zahnpflegegels,
- Haftcremes
- oder Mundspülungen dürfen übrigens nach wie vor alle Formen von Polymeren enthalten sein.
Und, selbst wenn die Zahnpasta offiziell kein Mikroplastik enthält: Auch über die Verpackung der Zahncreme können Plastikpartikelchen in die Zahnpflege eingetragen werden.
Weitere mögliche schädliche Inhaltsstoffe in Zahnpasta
Mikroplastik ist nicht unser einziges gesundheitsgefährdendes Problem in Bezug auf Zahncremes.
Häufig enthalten sie weitere gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe.
Wir wollen Dir dazu einen Überblick verschaffen.
Zahnpasta mit Triclosan
Triclosan ist ein antimikrobieller Wirkstoff.
Er wirkt antibakteriell und geruchshemmend und wird vorwiegend in Krankenhäusern zur Hygiene eingesetzt.
Leider ist er genau deshalb auch in Zahncremes zu finden:
- Er tötet Bakterien ab
- und unterbindet Mundgeruch.
Leider mit fatalen Nebenwirkungen:
- Triclosan kann Kontaktallergien auslösen
- und gegen Bakterien
- und Antibiotika resistent machen.
Wer jedoch eine Resistenz gegen Antibiotika entwickelt, dem kann in Notfällen möglicherweise nicht mehr gut geholfen werden – nämlich immer dann, wenn die Wirkung von Antibiotika gesundheitlich notwendig wäre.
Triclosan steht außerdem im Verdacht,
- das Hormonsystem zu schädigen
- und unter Einfluss von UV-Strahlung giftige Dioxine zu bilden.
Zahnpasta mit Aluminiumflorid
Grundsätzlich wird salzartigen Fluoriden die Eigenschaft zugesprochen, Kariesbakterien abzutöten und den Zahnschmelz zu härten.
Allerdings ist Fluorid umstritten, da es für den Körper und insbesondere unsere Knochen giftig sein kann.
Insbesondere als Aluminiumfluorid. Hier geht das Fluorid eine Verbindung mit Aluminium ein. Eine regelmäßige und hohe Aufnahme von Aluminiumverbindungen kann, so wird angenommen,
- Schäden an Knochen,
- Nieren
- und Leber verursachen
- und zudem Gehirn
- und Motorik negativ beeinflussen.
Aluminium wird von unserem Körper besonders lange gespeichert, insofern ist die Aufnahme insbesondere bei Kindern und Jugendlichen bedenklich.
Hohe Anteile an Aluminiumfluorid befinden sich vor allem in Whitening Zahncremes, da Aluminiumfluoride nicht wasserlöslich sind und damit als zusätzliches Schleifmittel genutzt werden.
Gibt es bei plastikfreier Zahnpasta Unterschiede in der Anwendung?
Plastikfreie Zahnpflegeprodukte gibt es vorwiegend im Bioladen. Es gibt sie als
- Paste in der Tube
- oder im Glas,
- in Form von Zahnpulver
- oder Zahnputztabletten.
Sicherlich ist die Anwendung zunächst einmal ungewohnt.
Alternative Zahnpasta schäumt in der Regel nicht oder nur wenig, was sich bei Deiner Putzroutine vielleicht die ersten paar Mal seltsam anfühlt.
Weitere Anwendungsunterschiede gibt es natürlich bei den Tabletten und dem Pulver.
- Tabletten werden ohne Wasser zerkaut und dann in Verbindung mit Deinem Speichel zu einer Art Paste.
- Beim Pulver tunkst Du die trockene Zahnbürste einfach ein und fängst dann, ebenfalls ohne Zusatz von Wasser, mit dem Putzen an. Auch hier macht die Verbindung mit Deinem Speichel den “Zahnputzeffekt”.
Ist Zahnpasta mit Mikroplastik umweltschädlich?
Generell ist jedes Produkt, das Mikroplastik enthält, umweltschädlich. Wenn Du Zahnpasta mit Mikroplastik benutzt, gelangen die Polymere nach dem Ausspucken der Zahnpasta ins Abwasser.
Kläranlagen sind leider nicht in der Lage, Mikroplastik komplett aus dem Wasser zu filtern, sodass es zu einem Teil wieder zurück in die Umwelt gelangt und sich in unseren Flüssen, Seen und Meeren sammelt.
Es gelangt übrigens auch in unser Leitungswasser!
Woran erkenne ich Mikroplastik-Zahnpasta?
Ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe verrät Dir, ob in einer Zahnpasta Mikroplastik ist. Bei folgenden Bezeichnungen bzw Inhaltsstoffen hast Du es mit Polymeren zu tun:
- Acrylates Copolymer, Acrylates Crosspolymer
- Allyl Stearate/VA Copolymer
- Butylene/ethylene/styrene Copolymer
- Ethylene/propylene/styrene Copolymer
- Ethylene/acrylate Copolymer
- Ethylene/methacrylate Copolymer
- Polyamide, Nylon
- Polyacrylate
- Polymethyl Methacrylate
- Polyquaternium
- Polyethylene (PE)
- Polyethylene Glycol (PEG-) (schwer abbaubar ab PEG-50)
- Polyethylene Terephthalate (PET)
- Polypropylene Terephthalete
- Polybutylene Terephthalate
- Polypropylene (PP)
- Polypropylene Glycol (PPG) (schwer abbaubar ab PPG-50)
- Polystyrene (PS)
- Polytetrafluoroethylene
- Polyurethane (PUR)
- Styrene acrylates Coplymer
- Silikone, zum Beispiel Cyclotetrasiloxane, Cyclopentasiloxane, Cyclohexasiloxane, Cyclomethicone / Silsesquioxane / Trimethylsiloxysilicate (Siliconharz)
Es gibt übrigens einige gute Apps, die Du Dir aufs Smartphone laden kannst.
Wenn Du das entsprechende Produkt dann, beispielsweise im Supermarkt, mit der App einscannst, verrät sie Dir, welche Polymere und sonstige Schadstoffe sich in dem Artikel befinden.
“Tox Fox” ist eine der Apps, die Dir auch Mikroplastik anzeigt.
Fazit
Es lohnt sich, beim Einkaufen darauf zu achten, welche Inhaltsstoffe sich in einem Produkt befinden. Mit ein bisschen Know How und ein wenig Aufmerksamkeit lassen sich viele potentiell gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe und Verpackungsmaterialien vermeiden.